Die Postilla in totam bibliam des Nikolaus von Lyra OFM (†1349) war eines der wichtigsten exegetischen Hilfsmittel des späten Mittelalters. Sie zeichnet sich durch eine Bevorzugung des Literalsinns sowie eine häufige Berücksichtigung des hebräischen Urtextes aus. Hundert Jahre nach ihrem Erscheinen veröffentlichte Paulus von Burgos kritische Ergänzungen ("Additiones") zur dieser Postille, worin er einerseits die geringen Hebräischkenntnisse Lyras und andererseits dessen Schrifthermeneutik als defizitär kritisierte, da in der Postilla die Auslegungsprinzipien des Thomas von Aquin zu wenig berücksichtigt seien. Der Vortrag zeichnet diese Kontroverse nach, analysiert die zugrunde liegenden Hermeneutiken und ordnet sie in den mittelalterlichen Diskurs um die Wissenschaftlichkeit von Theologie ein.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Datum und Zeit: Mittwoch, 4. November 2020, 18:00 Uhr s.t.
Ort: Seminarraum VI - Karl Rahner-Platz3 - Innsbruck
Veranstalter: Universität Innsbruck, Institut für Christliche Philosophie