Rückblick auf die Tagung „Ex oriente lux?“ der Arbeitsgemeinschaft katholischer Liturgiewissenschafterinnen und Liturgiewissenschafter in Wien

30.12.2018

3.-7.9.2018: Dem Verhältnis von ostkirchlichen Liturgien und westlicher Kultur widmete sich die diesjährige Tagung der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Liturgiewissenschaftlerinnen und Liturgiewissenschaftler vom 3. bis 7. September 2018 in Wien.

Wenn östliche Liturgien heute in einem kulturellen Kontext gefeiert werden, der ein ganz anderer ist als jener, in dem diese Liturgien entstanden sind, hat das Folgen: Sowohl für die importierten liturgischen Traditionen, die ihren Ursprung und ihre Heimat im Osten haben, wie auch für den Westen, der mit dieser „fremden“ Liturgie konfrontiert wird. Dass dabei auch die Terminologie von „Ost“ und „West“ ungenau und problematisch wird und die Grenzen oft zu verschwimmen scheinen, hängt nicht nur damit zusammen, dass es östliche Christen immer auch schon im Westen gegeben hat. Die gegenwärtige Migration vor allem aus dem Osten in den Westen verleiht dem Thema zusätzlich aktuelle Bedeutung. 

Dass es zu keinem verklärenden Blick auf den Osten kommen sollte, zeigte schon das Fragezeichen im Titel der Tagung „Ex oriente lux?“ an und wurde im Eröffnungsvortrag von Basilius J. Groen (Graz) noch einmal deutlich. Vom Osten sei nicht nur Erleuchtung zu erhoffen, war sein ernüchterndes Fazit. Im Westen neige man oft dazu, so Groen, ein idealisiertes Bild von ostkirchlicher Liturgie zu pflegen, das bei genauerem Hinsehen und liturgischer Feldforschung aber nicht immer der Realität entspreche. Damit westliche Liturgiewissenschafter nicht von der eigenen kirchlichen Praxis enttäuscht werden, dürften sie nicht ein östliches Idealbild, wie es sich in liturgischen Büchern zeige, mit der realen liturgischen Praxis im Westen vergleichen. Im Sinne einer „Fremdbestäubung“ plädierte Groen für einen gegenseitigen Austausch von Ost und West.

Zu den Referenten, die aus unterschiedlichen Perspektiven das Thema der Tagung beleuchteten, zählten außerdem Gerard Rouwhorst aus Tilburg („Ostkirchliche Liturgien und Ökumene“), Heinzgerd Brakmann aus Bonn („Forschungsstand und –geschichte der östlichen Liturgie in westlicher Wissenschaft“), Predrag Bukovec aus Wien („Liturgiesprache(n) im Christlichen Osten“), Reinhard Meßner aus Innsbruck („Das Eucharistische Hochgebet in den ostkirchlichen Traditionen“), Vasyl Rudeyko aus Lemberg („Latinisierung und De-Latinisierung der östlichen Liturgien“), Daniel Galadza aus Kiew („Östliche Liturgien im Westen“) und Christian Hannick aus Würzburg bzw. Trier („Sakrale Musik der Ostkirchen“). Außerdem boten Jungwissenschafter und Jungwissenschafterinnen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte.

Wien wurde nicht zufällig als Ort für die Tagung gewählt. Der Griechisch-Orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis wies in seinem Grußwort auf die lange orthodoxe Tradition der österreichischen Hauptstadt hin, die seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende Schnittstelle zwischen Ost und West sei. Bis heute ist die Stadt von der Präsenz ostkirchlicher Christen unterschiedlichster Traditionen geprägt. So konnten die Tagungsteilnehmer nicht nur über die Ostkirchen und ihren Platz im Westen sprechen, sondern auch mit den Ostchristen (von Armeniern über Griechen, Syrer und Kopten bis hin zu Serben und Russen) direkt in Kontakt treten und mit ihnen gemeinsame Gottesdienste feiern.

DS

Siehe dazu auch:

Wien: Internationale Liturgie-Tagung mit Schönborn und Kardamakis: http://www.kathpress.at/goto/meldung/1671253/wien-internationale-liturgie-tagung-mit-schoenborn-und-kardamakis

Theologe: Ökumene kann von Vielfalt an Liturgieformen profitieren: http://www.kathpress.at/goto/meldung/1675543/theologe-oekumene-kann-von-vielfalt-an-liturgieformen-profitieren

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